5 Mose 9

Mose warnt das Volk vor Selbstgerechtigkeit — Erinnerung an Israels Versagen und Moses Mittlerdienst

1. Höre, Israel: Du wirst jetzt über den Jordan gehen, damit du hineinkommst, um Völker zu überwältigen, die größer und stärker sind als du, Städte, groß und himmelhoch befestigt,

2. ein großes und hochgewachsenes Volk, die Söhne der Enakiter, die du kennst, von denen du auch sagen gehört hast: Wer kann vor den Söhnen Enaks bestehen?

3. So sollst du heute wissen, dass der Herr, dein Gott, selbst vor dir hergeht, ein verzehrendes Feuer. Er wird sie vertilgen und sie vor dir unterwerfen, und du wirst sie aus ihrem Besitz vertreiben und schnell ausrotten, so wie der Herr es dir verheißen hat.

4. Wenn sie nun der Herr, dein Gott, vor dir her ausgestoßen hat, so sprich nicht in deinem Herzen: Um meiner Gerechtigkeit willen hat der Herr mich hereingebracht, dass ich dieses Land in Besitz nehme!, da doch der Herr diese Heidenvölker wegen ihrer Gottlosigkeit vor dir her aus ihrem Besitz vertreibt.

5. Denn nicht um deiner Gerechtigkeit und um deines aufrichtigen Herzens willen kommst du hinein, um ihr Land in Besitz zu nehmen, sondern wegen ihrer Gottlosigkeit vertreibt der Herr, dein Gott, diese Heidenvölker aus ihrem Besitz, und damit er das Wort aufrechterhalte, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.

6. So sollst du nun erkennen, dass der Herr, dein Gott, dir dieses gute Land nicht um deiner Gerechtigkeit willen gibt, damit du es in Besitz nimmst; denn du bist ein halsstarriges Volk!

7. Denke doch daran und vergiss es nicht, wie du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, als du aus dem Land Ägypten ausgezogen bist, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort seid ihr widerspenstig gewesen gegen den Herrn.

8. Und am Horeb erzürntet ihr den Herrn, und der Herr ergrimmte über euch, sodass er euch vertilgen wollte.

9. Als ich auf den Berg gegangen war, um die steinernen Tafeln zu empfangen, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch machte, da blieb ich 40 Tage und 40 Nächte lang auf dem Berg und aß kein Brot und trank kein Wasser.

10. Da gab mir der Herr die zwei steinernen Tafeln, mit dem Finger Gottes beschrieben, und darauf alle Worte, die der Herr mit euch auf dem Berg geredet hat, mitten aus dem Feuer, am Tag der Versammlung.

11. Und es geschah nach 40 Tagen und 40 Nächten, da gab mir der Herr die zwei steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes.

12. Und der Herr sprach zu mir: Mache dich auf und geh schnell hinab von hier; denn dein Volk, das du aus Ägypten herausgeführt hast, hat Verderben angerichtet[a]. Sie sind von dem Weg, den ich ihnen geboten habe, schnell abgewichen; sie haben sich ein gegossenes Bild gemacht!

13. Und der Herr sprach so zu mir: Ich habe dieses Volk beobachtet, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk!

14. Lass ab von mir, damit ich sie vertilge und ihren Namen unter dem Himmel auslösche! Ich will aus dir ein stärkeres und größeres Volk machen, als es dieses ist!

15. Als ich mich nun umwandte und von dem Berg herabstieg — der Berg aber brannte im Feuer —, und die zwei Tafeln des Bundes in meinen beiden Händen hatte,

16. da schaute ich, und siehe, ihr hattet euch an dem Herrn, eurem Gott, versündigt, indem ihr euch ein gegossenes Kalb gemacht hattet, und ihr wart schnell von dem Weg abgewichen, den der Herr euch geboten hatte.

17. Da ergriff ich die beiden Tafeln und warf sie aus meinen beiden Händen und zerbrach sie vor euren Augen;

18. und ich fiel vor dem Herrn nieder wie zuerst, 40 Tage und 40 Nächte lang, aß kein Brot und trank kein Wasser um aller eurer Sünden willen, die ihr begangen hattet, indem ihr tatet, was böse ist in den Augen des Herrn, um ihn zu reizen.

19. Denn ich fürchtete mich vor dem Zorn und Grimm, mit dem der Herr über euch so sehr erzürnt war, dass er euch vertilgen wollte. Und der Herr erhörte mich auch diesmal.

20. Auch über Aaron war der Herr sehr zornig, sodass er ihn vertilgen wollte; aber ich betete auch für Aaron zu jener Zeit.

21. Doch eure Sünde, das Kalb, das ihr gemacht hattet, nahm ich und verbrannte es mit Feuer und zerschlug es und zermalmte es völlig, bis es zu feinem Staub wurde, und ich warf seinen Staub in den Bach, der von dem Berg herabfließt.

22. Auch in Tabeera[b] und in Massa[c] und bei den Lustgräbern[d] erzürntet ihr den Herrn.

23. Und als der Herr euch aus Kadesch-Barnea sandte und sprach: Geht hinauf und nehmt das Land in Besitz, das ich euch gegeben habe!, da wart ihr gegen den Befehl des Herrn, eures Gottes, widerspenstig und glaubtet ihm nicht und gehorchtet seiner Stimme nicht.

24. Denn ihr seid widerspenstig gewesen gegen den Herrn, von dem Tag an, da ich euch kenne!

25. Als ich nun vor dem Herrn niederfiel jene 40 Tage und 40 Nächte lang — ich lag da, weil der Herr gesagt hatte, er wolle euch vertilgen —,

26. da flehte ich zum Herrn und sprach: Ach, Herr, Herr, verdirb dein Volk und dein Erbteil nicht, das du durch deine große Kraft erlöst und mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hast!

27. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Jakob! Sieh nicht die Hartnäckigkeit dieses Volkes an und seine Gottlosigkeit und seine Sünde,

28. damit man in dem Land, aus dem du uns geführt hast, nicht sagt: Weil der Herr sie nicht in das Land bringen konnte, das er ihnen versprochen hatte, und weil er sie hasste, hat er sie herausgeführt, um sie in der Wüste sterben zu lassen!

29. Sie sind ja dein Volk und dein Erbteil, das du herausgeführt hast mit deiner großen Kraft und mit deinem ausgestreckten Arm!


Footnotes:
a. (9,12): Andere Übersetzung: sich verderbt.
b. (9,22): bed. »Brand«.
c. (9,22): bed. »Versuchung«.
d. (9,22): hebr. Kibrot-Hattaawa.